Blutegeltherapie – Entgiften mit kleinen Blutsaugern
Inhaltsverzeichnis
Das Entgiften mit Blutegeln
Neben dem Schröpfen gehört das Anlegen der kleinen Blutsauger zu den sehr alten Heilmethoden. Darunter gilt sie als eine der ausleitenden Verfahren, deren Ziel es ist, den Körper von schädlichen Stoffen zu befreien. Die Blutegeltherapie erlebte im 18. Jahrhundert einen regelrechten Boom. Sie geriet jedoch später in Vergessenheit, wurde jedoch von ungefähr 20 Jahren wieder entdeckt. Mittlerweile werden allein in Deutschland in einem Jahr um die 300.000 bis 400.000 Blutegel zu therapeutischen Zwecken verwendet.
Beim Blutegel handelt es sich um den mit der Regenwurm verwandten Egel Hiruo Medicinalis, welcher unter strengen hygienischen Bedingungen eigens für den therapeutischen Einsatz gezüchtet wird. Blutegel sind in der Regel zwischen zwei und vier Zentimeter lang und weisen eine dunkelgrüne bis schwarze Farbe auf. Bei einer Behandlung werden bis zu zwölf Blutegel auf kosmetikfreie, gereinigte und gut durchblutete Hautstellen gesetzt. Bei Kindern kommen weniger Blutegel zum Einsatz. Die Blutegel beißen sich anschließend fest und beginnen zu saugen, bis sie etwa 10 bis 15 ml Blut getrunken haben. Anschließend lassen sie von alleine los und fallen von der Hautstelle ab. Das kann schon nach ca. zehn Minuten passieren. In manchen Fällen dauert dies jedoch selbst bis zu zwei Stunden lang.
Bei einer Blutegeltherapie ist das Blutsaugen der entscheidende Faktor: Zwar ist dabei der Blutverlust minimal, doch dieser entspricht einem sanften Aderlass, wobei Giftstoffe und Stoffwechselprodukte ausgeleitet werden. Nach dem beißen geben die Blutegel ihren Speichel in die Wunde ab. Dieser enthält wiederum gefäßerweiternde, gerinnungs- und entzündungshemmende sowie schmerzstillende Stoffe. Aus diesem Grund wird die Blutegeltherapie am häufigsten bei den folgenden Erkrankungen als Behandlungsmethode eingesetzt:
– Lokale Infektionen, wie z.B. die Entzündung des Haarbalgs, kurz Furunkel genannt
– Erkrankungen der Gelenke, wie z.B. rheumatische Erkrankungen, akuter Gichtanfall oder Zerrung
– Augenerkrankungen. Wie z.B. Grauer oder grüner Star
– Entzündliche Erkrankungen, wie z.B. eine chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen oder des Mittelohrs
– Venenerkrankungen, wie z.B. Krampfader oder oberflächliche Venenentzündung sowie das sog. “offene Bein”, bzw. Ulcus crursi
Wirksamkeit der Blutegeltherapie
Mehrere wissenschaftliche Studien haben die Wirksamkeit der Blutegeltherapie mittlerweile belegen können. Insbesondere bei bestimmten Erkrankungen, wie z.B. bei der Kniegelenksarthrose.
Risiko / Nebenwirkungen der Blutegeltherapie
Menschen, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, dürfen keine Blutegeltherapie anwenden. Dasselbe gilt auch für Menschen mit Blutungsneigung oder Blutarmut sowie für Menschen mit Lebererkrankungen, wie Leberzirrhose, da diese mit einer beeinträchtigter Blutgerinnung verbunden ist. Daneben sollte kein Blutegel an erkrankten Hautstellen angelegt werden. Vor Operationen und einigen Zahnbehandlungen muss ebenfalls auf die Blutegeltherapie verzichtet werden. Zu den weiteren Gegenanzeigen für die Therapie mit Blutegeln zählen Diabetes mellitus, Verschlusskrankheiten (wie Schaufensterkrankheit oder Raucherbein) und eine Histamin-Unverträglichkeit.
Bei Kleinkindern und Schwangeren ist die Blutegeltherapie ebenfalls nicht empfehlenswert.
Dank der schmerzstillenden Substanzen, die im Speichel der Tiere enthalten sind, tut der Biss in der Regel überhaupt nicht weh. Es ist jedoch möglich, dass wegen der gerinnungshemmenden Stoffe aus deren Speichel Nachblutungen auftreten. Dabei können pro Bissstelle in ca. 4 Stunden um 20 bis 40 ml Blut austreten. Doch diese Nachblutungen sind alles andere als besorgniserregend. Sie sind therapeutisch erwünscht und sollten daher keinesfalls unterbunden werden. Die Bisswunden sind nach spätestens sieben Tagen verheilt. In manchen Fällen bleibt längere Zeit eine kleine Narbe bestehen.
In seltenen Fällen können lokal begrenzte allergische Reaktionen als Nebenwirkungen auftreten, und zwar in Form von Juckreiz oder Hautrötungen. Zu den sehr seltenen Nebenwirkungen zählen eine Wundrose, auch Erysipel genannt, sowie Entzündungen an der Bissstelle.
Es ist wichtig, dass die Blutegel während der Therapie nicht gewaltsam von der Hautstelle entfernt werden, da diese sonst in die Wunde erbrechen können. Dies wiederum würde eine Wundinfektion nach sich ziehen. Dasselbe ist auch dann möglich, wenn die Blutegel während dem Saugen erschrecken oder versucht wird, diese auf irgendwelche Weise dazu zu bringen, abzufallen (z.B. durch die Anwendung von Salz).
Jedes Tier wird nur ein Mal verwendet. Denn auf diese Weise wird sicher gegangen, dass deine Infektion übertragen werden kann.
Blutegel – Parasiten mit gesundheitlichem Nutzen
- Kaehler Schweizer, Dominique (Autor)