Diabetes – Zucker trübt die Stimmung
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Diabetes ist für die Betroffenen häufig eine enorme Belastung. Das Messen des Blutzuckers sowie das kontrollierte Essen geben dem Leben einen engen Takt vor. Zuckerkranke wissen zudem, dass sie schwere Folgeerkrankungen durch Diabetes bekommen können. Viele Diabetiker leiden unter Depressionen. Viele Jahre ging man davon aus, dass diese psychische Störung gerade durch die Belastungen mit Diabetes ausgelöst wird. In einer Untersuchung fanden Forscher nun heraus, das ein bisher unbekannter Auslöser im Gehirn das Gemüt verdunkelt.
Forschung mit künstlich erhöhtem Zuckerspiegel
Studienautor Nicolas Bolo und sein Team Wissenschaftler unternahmen einen Versuch mit 19 jungen Erwachsenen an der Harvard University. Unter ihnen befanden sich acht Probanden mit Diabetes-Typ-1. Die restlichen Probanden stellten die gesunde Kontrollgruppe. Keiner der Teilnehmer litt unter Depressionen. Im MRT (Magnetresonanztomograf) untersuchten die Forscher die Hirnaktivität der Probanden mit normalen Blutzuckerwerten zwischen 90 und 110 mg/dl sowie mit erhöhten Blutzuckerwerten nach einer Glukoseinjektion zwischen 180 und 200 mg/dl. Parallel dazu maßen die Wissenschaftler im Gehirn den Glutamatwert. Es wird vermutet, dass hohe Glutamatwerte mit Depressionen in Verbindung stehen.
Hohe Blutzuckerwerte wirken negativ auf das Gehirn
Nicolas Bolo und seine Team konnte in den Untersuchungen nachweisen, dass Diabetiker anfälliger für die psychische Erkrankung sein können aufgrund eines biologischen Prozesses im Gehirn. Nach den Auswertungen vermuten die Wissenschaftler, dass sich ein hoher Blutzuckerspiegel direkt negativ auf die Stimmung auswirkt. Der rasche Blutzuckeranstieg stört eine Verschaltung in Gehirnregionen, welche für Emotionen und die Selbstwahrnehmung benötigt werden. Bei den Diabetikern war der Effekt stärker ausgeprägt als bei den gesunden Teilnehmern. Bei einem besonders schlechten HBA1c-Wert litten die Hirnverbindungen am stärksten. Am HBA1c-Wert kann abgelesen werden, ob der Blutzucker in den vergangenen Wochen gut oder schlecht eingestellt war.
Zucker beeinflusst Emotionen und Stimmung
Nach der Glukoseinjektion stieg bei den Diabetikern zudem der Glutamatspiegel in bestimmten Gehirnregionen an, welche für die Emotionskontrolle sind. Innerhalb der Kontrollgruppe stellten die Forscher diesen Effekt nicht fest. Auf einer Punkteskala zum Nachweis von Depressionen erreichten die Probanden mit einem erhöhten Glutamatspiegel auch höhere Werte.
Nicolas Bolo mutmaßt, dass ein stark erhöhter Blutzuckerspiegel in den Hirnregionen für Emotionen und Stimmungen die Glutamatwerte stört. Durch diese Störung können Typ-1-Diabetiker anfälliger für Depressionen sein.