
Aphasie
Symptome, Beschreibung, Ursachen, Krankheiten, Behandlung, Selbstbehandlung
Bei der Aphasie geht es um eine spezielle Art der Sprachstörung. Aphasiker können häufig lediglich schwer verstehen, was Menschen ihnen mitteilen wollen und sich kaum verständlich machen. Oft kommt eine Aphasie nach einem Schlaganfall vor, welcher die Sprachzentren schädigt. Selbst ein Gehirntumor oder Hirntrauma kann eine Aphasie verursachen.
Beschreibung
Die Bezeichnung Aphasie kommt aus dem Griechischen. Sie bedeutet Sprachlosigkeit. Aphasien kommen vor, wenn in der dominanten, oft linken Gehirnhälfte die Sprachzentren geschädigt sind. Das Sprechen, oft ebenso das Verstehen sind beeinträchtigt, jedoch ebenso das Schreiben und Lesen.
Unter Aphasien versteht man Sprachstörungen – keine Sprechstörungen. Dies heißt, keineswegs der Vorgang des Wortbildens ist gestört wie etwa bei dem Stottern, sondern diese vorhandenen Fähigkeiten, Sprache zu decodieren und zu codieren. In vielen Fällen verursacht ein Schlaganfall diese Aphasie. Nahezu jeder dritte Patient leidet nach einem Gehirninfarkt an Sprachstörungen. Jedoch ebenso Hirnverletzungen und Tumore können Aphasien mit sich bringen.
Wie sich die Aphasie genau äußert, ist von diesen geschädigten Gehirnbereichen abhängig. Einige Betroffene verwechseln Wörter, weitere sprechen im Telegrammstil, erneut andere geben lediglich noch bedeutungslose Silbenketten oder stereotype Äußerungen von sich.
Keinerlei geistige Behinderung
Bei einer Aphasie handelt es sich um keine geistige Behinderung. Aphasiker können sich lediglich schwer verständlich machen. Häufig haben sie ebenso Probleme, Menschen zu verstehen. In der Regel sind ihre geistigen Fähigkeiten jedoch keineswegs beeinträchtigt. Ihre Lebenserfahrung und ihr Wissen werden nicht von der Aphasie gelöscht. Personen, bei welchen nach dem Schlaganfall eine Aphasie vorkommt, können immer noch sämtliche nicht-sprachlichen Signale verstehen, Zusammenhänge erkennen und Situationen analysieren.
Grundformen der Aphasie im Überblick
Die Aphasien, welche nach einem Schlaganfall auftreten, wirken sich völlig verschiedenartig aus – je nach dem, welches Ausmaß dieser Schädigung im Gehirn. Alle Patienten haben ein besonders individuelles Krankheitsbild. Bei der Aphasie gibt es allerdings vier Grundformen:
Verwirrendes Kauderwelsch – sensorische Aphasie (Wernicke-Aphasie): Teilweise ist bei den Aphasikern insbesondere dieses Wernicke-Areal betroffen, in welchem das Sprachverständnis sitzt. Dieses Wernicke-Sprachzentrum ist in dem oberen Schläfenlappen des Hirns zu finden. Die Betroffenen können das Gesprochene lediglich zum Teil verstehen. Umgekehrt haben diese ebenso Schwierigkeiten, ihre Gedanken verständlich darzulegen. Bei dem Sprechen verwechseln diese Laute sowie Worte. Sie bilden verschachtelte, lange Sätze.
Personen mit dieser Art von Aphasie bemerken häufig selbst nichts von deren Sprachstörung. Die Worte platzen gerade aus diesen heraus, jedoch besonders verworren. Bei manchen Patienten ist diese Aphasie so enorm ausgeprägt, dass diese lediglich unverständliches Kauderwelsch äußern. Personen mit Wernicke-Aphasie werden oft als verwirrt in das Krankenhaus eingewiesen, da ihre kaum verständlichen Äußerungen als ein Ausdruck von einer Denkstörung wahrgenommen werden.
Reden im Telegrammstil – motorische Aphasie (Broca-Aphasie): Bei Personen, die unter einer Broca-Aphasie leiden, ist dieses Sprechzentrum im Hirn betroffen (Broca-Areal). Das ist im Stirnlappen des Hirns zu finden. In erster Linie betrifft die Sprachstörung diesen Bereich der Sprachbildung, demnach das aktive Entstehen der Sprache. Daher wird von den Medizinern die Broca-Aphasie ebenso als motorische Aphasie bezeichnet.
Zwar können die Patienten ihren Gesprächspartner gut verstehen, haben jedoch Schwierigkeiten, selbst Sätze zu bilden. Bei der Form der Aphasie ist die aktive Sprachproduktion gestört. Die Betroffenen sprechen stockend und mühsam in telegrammstilartigen, unvollständigen Sätzen. Oft verwechseln sie ebenso einige Laute. Sie sagen zum Beispiel “Meskel” anstelle von “Messer”. Die Patienten sprechen spontan fast überhaupt nicht. Sie können schreiben und lesen, wobei deren schriftlichen Fähigkeiten ebenso den sprachlichen entsprechen.
Wichtig ist, dass die Broca-Aphasie keineswegs mit dieser sogenannten Dysarthrie verwechselt wird, einer Sprechstörung, bei welcher die Patienten wegen motorischer Störungen Schwierigkeiten haben, verständlich zu reden.
Suche nach Worten – amnestische Aphasie: Die amnestische Aphasie folgt nach einer Schädigung vom unteren Schläfenlappen, der sich am Übergang zu dem Scheitellappen des Gehirns befindet. Darunter leiden Personen mit der Form der Aphasie insbesondere unter Wortfindungsstörungen. Diese können deren Gegenüber hervorragend verstehen und ebenso selbst hervorragend sprechen. Weil ihnen jedoch die Worte fehlen, drücken sie sich häufig lediglich zögerlich aus, benutzen oft Statthalterworte wie etwa “es”, “der da” oder “das Ding” oder beschreiben schnell die Eigenschaften dieses gesuchten Wortes – sie sagen “dieses Ding, aus welchem man Wasser trinkt” anstatt “das Glas”. Der Sprachfluss gerät so stets erneut ins Stocken. Auch beim Schreiben treten die Wortfindungsstörungen auf.
Schwerste Form – globale Aphasie: Die globale Aphasie gilt als schwerste Art der Sprachstörungen. Hier sind nicht nur dieses Zentrum für Sprachverständnis, sondern ebenso das Sprechen betroffen. Bei dieser globalen Aphasie sind die Schädigungen besonders ausgedehnt. Sie betreffen Teile des Scheitel-, Schläfen- und Stirnlappens des Gehirns.
Damit wird ein Gespräch fast nicht möglich. Das Sprachverständnis der Patient ist stark beeinträchtigt, sodass sie bestenfalls besonders leichte Anweisungen verstehen. Sogenannte Sprachautomatismen sind das wesentliche Symptom, welche sich durch oft formstarre, sich wiederholende Äußerungen auszeichnen. Manche Betroffene mit globaler Aphasie benutzen lediglich noch sinnlose, wiederkehrende Silben wie etwa “dadada” oder Wortbruchstücke. Weitere verwenden automatisierte Floskeln wie beispielsweise “mein Gott” oder “ach je”.
Ursachen
Eine Aphasie wird aufgrund einer Verletzung oder Störung der Sprachzentren in dem Gehirn verursacht. Auslöser sind:
- Schädel-Hirn-Trauma
- Schlaganfall
- Vergiftungen
- entzündliche Krankheiten des Gehirns
- Hirntumor
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Sprachstörungen stellen stets ein Alarmsignal dar. Kommen sie außerdem plötzlich vor, sollte man keinesfalls zögern, den Notarzt zu alarmieren.
Was unternimmt der Arzt?
Zum Behandeln dieser Aphasie ist es wichtig, welche Art der Aphasie vorliegt und wie enorm die Schädigung ist. Das ermittelt ein Sprachtherapeut (Logopäde) durch besondere Test (oft AAT, Aachener Aphasie-Test). Dieser stellt die vorgegebenen Fragen zu Krankheit, Beruf, Freizeitaktivitäten und Familie. Die nachfolgende Analyse des spontan Gesprochenen zeigt demnach Sprachauffälligkeiten auf wie:
- Wortwiederholungen
- Wortfindungsstörungen
- Wort- und Lautverdrehungen
Andere Sequenzen dieses Tests untersuchen:
- Fähigkeit des Betroffenen, Sätze, Silben und Wort nachzusprechen
- Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit
- Sprachverständnis
- Fähigkeit, zu schreiben und zu lesen
- Fähigkeit, Sachen zu benennen
Behandlung – Programm in Stufen
Wichtig ist, dass sich Aphasiker möglichst früh sprachtherapeutisch therapieren lassen. Jedoch ebenso Jahre später ist es noch möglich, dass Erfolge erzielt werden. Dabei erfolgt die Behandlung in einigen Stufen:
– Aktivierungsphase: Das Ziel ist, Betroffene mit einer Aphasie so früh wie möglich zum Reden anzuregen. Diese Phase hat bereits gleich nach der Hirnschädigung zu erfolgen, selbst wenn noch unklar ist, welche Form der Aphasie vorliegt.
– Übungsphase: Wenn sich der Logopäde ein exaktes Bild von der Form und Schwere der Aphasie gemacht hat, fängt die gezielte Behandlung an. Diese sollte einige einstündige Sitzungen jede Woche beinhalten. Sie findet zu Beginn in Einzeltherapie, später ebenso oft in Gruppensitzungen statt. Die Übungsphase geht zumindest ein Jahr, häufig ebenso länger. Weil jede Gehirnschädigung andere Auswirkungen hat, gibt es keine therapeutische Standardvorgehensweise, sondern dieser Trainingsplan ist speziell auf die Persönlichkeit, Probleme und Fähigkeiten des Betroffenen zugeschnitten.
Eine Aphasie-Behandlung hat die folgenden Ziele:
- Die erkrankten Gehirnbereiche zu reaktivieren (Reorganisation).
- Weitere Gehirnareale anzuregen, die Aufgaben dieser gestörten Bereiche abzunehmen (Kompensation)
- Den Betroffenen zum Reden zu animieren.
- Die Befürchtung, Fehler zu machen und keineswegs verstanden zu werden, abzubauen.
- Den Betroffenen aus der Isolation freizubekommen.
Die Aphasie-Therapie enthält Verständnis-, Konzentrations- und Sprechübungen, jedoch ebenso Rollenspiele, in denen alltägliche Situationen trainiert werden. Letztere finden oft in Gruppensitzungen statt. Patienten, welche von einer besonders schweren Form der Aphasie betroffen sind, lernen mit ihren Mitmenschen über Gesten sich zu verständigen.
Konsolidierungsphase: In dieser letzten Phase der Aphasie-Behandlung lernt der Betroffene, seine Fähigkeiten ideal einzusetzen und diese eventuell noch weiter auszubauen.
Selbstbehandlung
Das Verlieren des Sprachvermögens ist ein verstörendes Erlebnis, welches mit enormer Frustration verbunden ist. Zahlreiche Aphasiker reagieren aggressiv oder verzweifelt auf dieses Unvermögen, sich zu verständigen oder versinken in Depressionen. Für Personen, die unter Aphasie leiden, ist Verstehen und Sprechen Schwerstarbeit. Daher sind sie oft rasch erschöpft und benötigen genügend Ruhe.
Aphasiker können es besonders schwer ertragen, wenn deren Umfeld diese bevormundet, wie ein Kleinkind behandelt oder als geistig minderbemittelt betrachtet. Ein respektvolles Umgehen mit den Aphasikern ist eine wichtige Hilfe sowie die Voraussetzung hierfür, dass die Lebensfreude und das Selbstvertrauen keinesfalls komplett verloren gehen.
Die folgenden Ratschläge können den Umgang mit Aphasikern vereinfachen:
– Einfach geduldig bleiben: Personen mit einer Aphasie benötigen mehr Zeit im Gegensatz zu früher, damit sie Gesprächsinhalte erfassen können. Darum sollte man Geduld und Zeit mitbringen. Wichtig ist, dass man langsam, in leichten Sätzen sowie mit Pausen spricht.
– Dem Aphasiker auf keinen Fall das Wort aus seinem Mund nehmen: Personen mit einer Aphasie reden oft stockend. Sie suchen lange nach Begriffe. In diesem Fall sollte man warten, ob der Aphasiker das gesuchte Wort keineswegs doch findet. Für diesen sind alle sprachlichen Erfolgserlebnisse entscheidend. Häufig gelingt es diesem, sich zu artikulieren, wenn man ihm ausreichend Zeit lässt. Wenn eine andere Person den Patienten anspricht, sollte man dieser Versuchung widerstehen, für diesen zu antworten.
– Die Kommunikation erleichtern: Wichtig ist, langsam sowie deutlich zu sprechen und das Gesagte durch Gesten und Mimik unterstreicht.
– Das Verständnis sichern: Ist man sich nicht ganz sicher, ob man eine Person mit einer Aphasie korrekt verstanden hat, stellt man mit leichten Ja/Nein-Fragen sicher, dass man richtig liegt: “Sprichst du von Frau Schulze?” Beobachtet man, dass der aphasische Angehörige verwirrt scheint, fragt man nach, ob dieser alles verstanden hat.
– Nicht zu viel korrigieren: Aphasiker haben häufig Angst vor Sprachfehlern. Daher trauen sie sich keineswegs zu sprechen. Durch permanentes Korrigieren verstärkt man diese Angst. Hat man den Aphasiker verstanden, sollte man diesen auf keinen Fall verbessern, selbst wenn der benutzte Begriff oder der Satzbau fehlerhaft war. Denn dies frustriert und verunsichert diesen zusätzlich. Es ist vor allem wichtig, dass der Betroffene redet und sich verständigen kann.
Störquellen beseitigen: Personen mit Aphasie können sich lediglich schwer auf einige Dinge gleichzeitig fokussieren. Wenn man sich zu einigen am Gespräch beteiligt, sollte man deswegen keineswegs gleichzeitig reden. Es ist auch hilfreich, Geräuschquellen wie Fernsehen und Radio oder Straßenlärm, der durch das geöffnete Fenster hineindringt, auszuschalten.
Den Kontakt mit weiteren Menschen erleichtern: Zahlreiche Personen sind beim Begegnen mit Aphasikern als Erstes unsicher. Daher sollte man weitere Menschen ermutigen, mit dem Patienten zu sprechen und das eigene Wissen sowie die Erfahrung weitergeben.
- Halbmayer, Dr. Lucas-Michael (Autor)