Amnesie
Symptome, Ursachen, Krankheiten, Behandlung
Wenn die Erinnerung verloren geht: Wer nicht mehr weiß, wer er ist, woher er kommt oder was mit ihm passiert ist, der leidet in den allermeisten Fällen an Amnesie. Ein Stoff, aus dem viele, viele Geschichten gestrickt werden können. Der Durchschnittsbürger kommt mit diesem eher seltenen medizinischen Phänomen meist durch Film, Fernsehen und Literatur in Berührung. Als Gedankenexperiment findet es fast jeder spannend: Was wäre, wenn ich alles vergessen würde? Wer wäre ich? Welche neuen Wege schlüge ich ein? Wie sehr prägt die Vergangenheit? Oder sind wir eben, wer wir sind?
Beschreibung
Die Diagnose ist oft nicht ganz einfach, da man die rare Krankheit oft nicht in Betracht zieht. Demenz oder sonstige Störungen sind grundsätzlich naheliegender. Aber der Verlust der Erinnerung kommt tatsächlich vor.
Der Ursprung der Bezeichnung selbst stammt aus dem Altgriechischen. Das Wort Amnesie verweist auf das, was jenen fehlt, die darunter leiden: Gedächtnis / Erinnerung sind ausgelöscht oder zumindest zu einem großen Teil verschwunden. Diese Form der Störung vom Gedächtnis bezieht sich meist sowohl auf zeitliche als auch inhaltliche Erinnerungen.
Diese seltene schwere Gedächtnisstörung bezieht sich also auf inhaltliche oder auch zeitliche Erinnerungen. Es gibt mehrere -Möglichkeiten der Unterscheidung: Vor allem ob permanent oder vorübergehend, aber auch ob vor oder nach einem bestimmten Ereignis die Erkrankung auftritt ist dabei entscheidend. Rück- oder vorwärtswirkende Amnesie kann behandelt werden, ist aber meist nicht heilbar. Die Erinnerungen kommen teils von selbst, teils durch unterschiedlichste Unterstützung wieder zurück. Garantien, dass dann alles wieder wird wie vorher, gibt es nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist recht groß. Ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, als Simulant oder Schwindler abgetan zu werden. Dies liegt vor allem an unzähligen Fällen, in denen Kriminelle versucht haben, sich auf diesem Wege persönliche Vorteile zu verschaffen. Eine gewisse Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ist vielen möglichen Protagonisten zuteil geworden, als sie sich an die Medien zur Aufdeckung ihrer vermeintlich vergessenen Identität wandten.
Der Ursprung der Bezeichnung selbst stammt aus dem Altgriechischen. Das Wort Amnesie verweist auf das, was jenen fehlt, die darunter leiden: Gedächtnis / Erinnerung sind ausgelöscht oder zumindest zu einem großen Teil verschwunden. Diese Form der Störung vom Gedächtnis bezieht sich meist sowohl auf zeitliche als auch inhaltliche Erinnerungen.
Ursachen und mögliche Erkrankungen
Vieles ist und bleibt rätselhaft. Einige Zusammenhänge lassen sich allerdings immer und immer wieder beobachten: So zählt zu den wahrscheinlichen Auslösern für eine Amnesie unter anderem Demenz, Migräne, Hypoxie oder auch eine Elektrokonvulsionstherapie.
Es sind aber auch unzählige Fälle dokumentiert, in denen es nicht nach sozusagen handfesten Diagnosen und physischen Beeinträchtigungen des Gehirns kommt. Es kann durchaus vorkommen, dass es nach traumatischen Erlebnissen wie etwa einer Gehirnwäsche oder Hypnose zu einer dissoziativen Amnesie kommt…
- Unfälle, etwa Schädel-Hirn-Verletzung oder Gehirnerschütterung
- Epileptische Anfälle
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Gehirnentzündung (Enzephalitis)
- Schlaganfall (Apoplex, Hirnschlag)
- Demenz, zum Beispiel Alzheimer
- Migräne
- Vergiftungen (Intoxikationen)
- Extreme seelische Belastungen (traumatische Erlebnisse)
- langjähriger Alkoholmissbrauch
- Medikamente, zum Beispiel Psychopharmaka, Barbiturate
- andere Faktoren, welche die Hirnfunktion beeinträchtigen
Das Hirn und die unendlich vielen darin gespeicherten und verknüpften Informationen können auch in anderen Fällen eine Amnesie erleiden: So können zum Beispiel Vergiftungen schuld sein. Dabei zählen nicht nur “klassische” Toxine zu den Auslösern, sondern auch jene, die in kleineren Dosen über einen langen Zeitraum eingenommen werden wie Alkohol und andere Drogen. Auch in derartigen Fällen steht aber so gut wie immer im Fokus eines Gedächtnisverlusts ein einmaliger dramatischer Höhepunkt wie etwa eine Überdosis Drogen oder Alkoholvergiftung,
Wie kann es denn zur Auslöschung aller Erinnerungen kommen? Nun – ganz von selbst geschieht dies nie. Amnesie folgt so gut wie immer auf dramatische Ereignisse wie Unfälle. Dabei spielt der Kopf eine zentrale Rolle: Kommt es etwa zu einem Schädel-Hirn-Trauma oder einer Gehirnerschütterung, kann im Anschluss das totale Vergessen folgen.
Es gibt aber auch eine Vielzahl von Krankheiten wie Epilepsie, Meningitis, Enzephalitis oder auch Hirnschlag, die in Zusammenhang mit Amnesie beobachtet werden.
Verlauf
Dabei gibt das Gehirn nicht von heute auf morgen den Geist auf. Hervorgerufen wird Amnesie eher durch langjährigen schweren Konsum von Substanzen, die zum Teil durchaus legal erworben werden können. Dazu zählt unter anderem das durchaus sehr destruktive irreversible Korsakow-Syndrom, das meist bei langjährigem schwerem Alkohol-Missbrauch auftritt. Aber die Betroffenen können auch nach ganz regulären medikamentösen Behandlungen erkranken. So sind Fälle bekannt, in denen es nach offiziellen Langzeitmedikamententherapien zu Amnesie kam.Dabei spielen Stoffe wie Midazolam oder Flunitrazepam eine signifikante Rolle. Außerdem kann die Verabreichung von Morphin oder Fentanyl, aber auch eine Sedierung mit Substanzen wie Propofol schwere, bleibende Auswirkungen auf das Gehirn haben.
Darüber hinaus sind Beispiele dokumentiert, in denen schwere Probleme wie Amnesie durch simple Faktoren wie Stress oder auch genetische Veranlagung hervorgerufen werden können.
Aber was genau unterscheidet denn einfache Vergesslichkeit von Amnesie?
Niemand, der ab und zu etwas vergisst, leidet deshalb gleich an Amnesie. Manchmal werden bereits gespeicherte wichtige Informationen eben einfach gelöscht oder überschrieben. Unter dieser Bezeichnung Amnesie versteht man eine Gedächtnisstörung. Diese betrifft je nach Umständen die Erinnerungen vor oder auch nach einem (dramatischen) Ereignis, das meist auch der Auslöser für diesen Zustand war. An sich ist die Erkrankung eher selten, vor allem in der bleibenden Variante…
Was genau dabei im Inneren dieser Patienten geschieht, ist bis dato nicht restlos geklärt. Auch scheint es sehr unterschiedliche Auswirkungen auf das generelle Wohlbefinden der Betroffenen. Es dürfte sehr verschiedene Möglichkeiten geben, mit der Unfähigkeit in Erinnern und Merken umzugehen.
Der Verlust an Informationen bleibt manchmal völlig unbewusst, man lebt weiter wie bisher. Aber es gibt natürlich eine gewisse Anzahl schwerer Fälle, in denen zeitweise oder auf Dauer ein immenser Leidensdruck zu beobachten ist.
Diese Krankheit hat viele Gesichter, die für Laien wohl nicht allesamt auf den ersten Blick als Amnesie erkennbar sind.
Formen
Retrograde und anterograde Amnesie
Die rückwirkende Variante ist dadurch gekennzeichnet, dass der Gedächtnisverlust für den Zeitraum vor dem Eintritt des auslösenden Ereignisses auftritt. Bedeutet: Der größte Teil der abgespeicherten Informationen kann nicht abgerufen werden. Ob die Date noch vorhanden sind und oder nur nicht ins Bewusstsein zurückgeholt werden können ist eine nicht ganz geklärte Frage.
Dem gegenüber steht die Gegensatz dazu steht die vorwärtswirkende = anterograde Amnesie, die sich auf den Gedächtnisverlust nach einem bestimmten Zeitpunkt bezieht.Dabei kann es durchaus vorkommen, dass die Patienten nach dem Ereignis bzw. im Anschluss an eine eigentliche Bewusstlosigkeit durchaus normal wirken können. Ihr Umfeld merkt aber schnell, dass sie Neues rasch und frische Erlebnisse innerhalb von wenigen Augenblicken wieder vergessen. Leidensdruck oder Krankheitsbewusstsein kann, muss aber nicht völlig fehlen.
Im Fall einer kongraden Amnesie hingegen fokussiert das Nicht-Erinnern auf das eigentliche traumatisierende Ereignis. Dabei gibt es weder einen weiteren Verlust von rückwirkender Erinnerung oder der Möglichkeit von Neuaufnahmen.
Transiente globale Amnesie
Diese vorübergehende anterograde und retrograde Amnesie geht meist einher mit einer Orientierungsstörung oder auch Verwirrtheit. Konkrete Auslöser sind unklar, und meist erledigt sich das Problem nach 24 Stunden von selbst. Die Patienten zeigen dabei eine Orientierung zur Person hin. Sie verfügen durchaus über die Fähigkeit, hochkomplexe Handlungen wie etwa Auto fahren durchzuführen.
Interessant ist dass die Region um den Hippokampus auf beiden Seiten betroffen zu sein scheint.
In diesem Fall beobachtet man ein spezielles Phänomen: Erwachsene können sich an Erlebnisse und Ereignisse aus der eigenen frühen Kindheit nicht erinnern. Meist geht es dabei um ein ganz konkretes Alter zwischen zwei und drei Jahren. Die psychologischen Erklärungen um die so genannte Ich-Reifung, physiologisch hingegen wird mit der Reifung des Gehirns argumentiert.
Amnestisches Syndrom
Ein weitestgehend intaktes Kurzzeitgedächtnis und prozedurale Fähigkeiten zeichnen dieses Phänomen aus. Handlungsroutinen wie Sport sind meist nicht betroffen. Allerdings ist das episodischen Gedächtnis schwer beeinträchtigt. In jenem Teil des Hirns, in dem Einzelheiten über persönliche, aber über das erlebte öffentliche Geschehnisse gespeichert sind, haben schwere Lücken. In den meisten Fällen sind anterograde Amnesien intensiver ausgeprägt als die retrograde Variante.
Prominente Fälle
Ob es sich um Schwindler oder außergewöhnliche Sonderfälle handelt bleibt oft eine nicht endgültig zu beantwortende Frage. Experten sind nicht selten uneins – selbst bei schwersten dokumentierten Fällen bleibt ein Rest Zweifel zurück. Medien und Öffentlichkeit sind häufig fasziniert von den Lebensgeschichten der Protagonisten.
So wurde zum Beispiel im Jahre 1953 einem Patienten H.M. Hippocampi und Mandelkerne beidseitig entfernt. Argumentiert wurde die bilateral mediale Lobektomie des Temporallappens mit einer lebensgefährlichen Epilepsie. Diese Erkrankung konnte durch den Eingriff weit gehend geheilt, allerdingt erlitt der Patient für den Rest seines Lebens eine totale anterograden Amnesie.]
Im Jahr 2004 erlebt Benjaman Kyle scheinbar einen ausgesprochen schweren und nicht minder bekannten Fall von retrograder Amnesie. In dieser Geschichte aus den USA gibt es mehr Fragen als Antworten. So ist bis heute nicht einmal der korrekte Name von Benjaman Kyle fix. Er wurde brutal zusammen geschlagen und lag daraufhin ohnmächtig auf der Straße. Er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert und kam zu sich – eigenen Angaben zufolge ohne jegliche Erinnerungen, aber mit großer Angst und Unsicherheit. Auch sonst konnte trotz Hilfe der Medien keiner seinem Gedächtnis wieder nachhaltig auf die Sprünge helfen.