Apraxie Ursachen Gehirn Schlaganfall Wahrnehmung
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Apraxie

Symptome, Beschreibung, Ursachen, Krankheiten, Behandlung, Selbstbehandlung

Apraxis ist diese erworbene Unfähigkeit, mit Objekten entsprechend zu hantieren oder eine zielgerichtete, willkürliche Bewegung auszuführen. Hierbei ist dieses Zusammenspiel zwischen willkürlichen Bewegungen (Sensomotorik) und Sinneswahrnehmung allerdings keineswegs gestört. Es bestehen ebenso keine Verständnis- oder Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, die diese Apraxie erklären könnten. Vor allem tritt die Funktionsstörung nach dem linksseitigen Hirnschäden auf, wie etwa beim Schlaganfall. Hier liest man mehr Interessantes über die Apraxie.

Beschreibung

Bei Apraxie geht es um motorische Fehlhandlungen, welche keineswegs aufgrund von grundlegender motorischer Behinderung erklärt werden kann. Es besteht demnach keine Koordinationsstörung oder Lähmung. Dennoch ist es den Betroffenen nicht möglich, mit Objekten, wie etwa Werkzeug oder Besteck zu hantieren oder eine zielgerichtete, willkürliche Bewegung auszuführen.

Oft ist die Apraxie die Folge einer Schädigung von der linken Hirnhälfte, zum Beispiel aufgrund eines Schlaganfalls. In der Regel betrifft sie die beiden Körperhälften. In vielen Fällen geht sie mit einer zeitgleich vorkommenden Aphasie (Sprachstörung) einher. Die Apraxie wird häufig ebenso von einer Lähmung dieser rechten Körperseite begleitet, damit die Auswirkungen dieser Funktionsstörung lediglich auf linken Seite, die noch beweglich ist, sichtbar sind.

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Ideomotorische und ideatorische Apraxie

Experten unterteilen mehrfach die zwei Formen in ideomotorische und ideatorische Apraxie – diese Einteilung ist jedoch umstritten:

Die Bewegungsvorstellung ist bei dieser ideatorischen Apraxie gestört: Den Betroffenen ist es nicht möglich, dass sie den Verlauf einer Handlung in der logischen Reihenfolge einzelner Bewegungen planen können. So wird beispielsweise das Brötchen bei einem Frühstück zunächst mit Marmelade bestrichen sowie erst danach aufgeschnitten. Oder es wird eine Flasche geöffnet und sofort erneut verschlossen, noch ehe man diese kippt, damit ein Glas gefüllt wird.

Die ideomotorische Apraxie tritt viel öfter auf. Dabei ist es den Betroffenen zwar möglich, sich eine Bewegungsfolge richtig vorzustellen, diese dann jedoch keinesfalls auszuführen. Die Konsequenzen können vielschichtig sein: So können beispielsweise einige der betroffenen Personen eine zielgerichtete Bewegung lediglich durchführen, wenn sie diese vorgemacht bekommen, wie zum Beispiel ein Glas einschenken oder eine Flasche öffnen.

In weiteren Fällen ist ebenso die Imitation einer zielgerichteten Bewegung keineswegs machbar. Bei der Unterform dieser bukkofazialen Apraxie ist von der Funktionsstörung die mimische Gesichtsmuskulatur betroffen. Diese Patienten können nicht durch Imitation und auch nicht bei verbaler Aufforderung Gesichtsbewegungen wie Zungenschnalzen oder Naserümpfen ausführen. Solche Bewegungen sind jedoch spontan oft möglich.

Weitere Apraxie-Formen

Es sind noch andere Formen der Apraxie bekannt, welche jedoch keinerlei Bezug zu der oben erwähnten Apraxie im engeren Sinn haben. Dazu gehört zum Beispiel die Lidapraxie. Das ist die Störung des willentlichen Öffnens oder Schließens der Augen. In diese Gruppe fällt selbst die Sprechapraxie: Darunter versteht man eine Störung des Planens von Sprechbewegungen, was auf Sprechrhythmus, -melodie und Artikulation sowie das Sprechverhalten Auswirkungen hat. Oft hängt die Sprechapraxie mit der Aphasie zusammen.

Häufigkeit der Apraxie

Recht häufig kommt eine Apraxie nach einer Schädigung innerhalb der linken Gehirnhälfte, wie etwa Schlaganfall vor. So hat beispielsweise ein Drittel bis einschließlich die Hälfte der Betroffenen Schwierigkeiten, Gesten zu imitieren. Wenn man lediglich Betroffene mit Aphasie betrachtet, liegt der Anteil tatsächlich bei zwei Drittel.

Auslöser und mögliche Krankheiten

Eine Apraxie wird durch Hirnläsionen (Hirnschäden) in dieser sprachdominanten Hirnhälfte verursacht. Oft geht es hierbei um einen linksseitigen, beidseitigen Schlaganfall oder weitere Läsionen. Daneben ist es möglich, dass eine Apraxie zum Beispiel ebenso aufgrund von degenerativen Krankheiten hervorgerufen wird. Morbus Alzheimer ist die häufigste Ursache von schwerer Apraxie. Selbst weitere Demenz-Formen (Frontotemporale Demenz = Pick-Krankheit, Lewy-Körperchen-Demenz) kommen als Auslöser infrage.

Behandlung

Weil eine Apraxie die Folge eines Gehirnschadens ist, sind die Betroffenen prinzipiell ärztlich zu betreuen.

Besteht der Verdacht auf Apraxie, wird von dem Arzt als Erstes die Krankengeschichte erhoben. Hierzu ist er häufig auf Angaben des Pflegepersonals und der Angehörigen angewiesen (Fremdanamnese), weil zahlreiche Betroffene zusätzlich an einer Aphasie (Sprachstörung) leiden und deswegen keineswegs selbst Auskunft erteilen können. Für den Mediziner sind beispielsweise Beobachtungen wichtig, dass der Betroffene seine Wünsche keinesfalls mithilfe einer Geste anzeigen kann, mit der Gabel die Suppe zu sich zu nehmen oder aus einer Zahnpastatube, die noch verschlossen ist, Zahnpasta herauszudrücken.

Durch unterschiedliche Tests und Untersuchungen hat der Arzt die Möglichkeit, anschließend einzelne Bewegungsabläufe und Handlungen zu überprüfen, welche bei einer Apraxie häufig gestört sind. Er wird den Betroffenen zum Beispiel bitten, leichte Gesten, Fingerstellungen oder Handbewegungen zu imitieren. Den Patienten kann der Arzt ebenso verbal zu gewissen Gesten auffordern, indem sich vom Betroffenen zeigen lassen möchte, wie man hämmert.

Auch wird zum Beispiel das Gebrauchen von Objekten, wie etwa Sicherheitsnadel öffnen, Brille aufsetzen, mit einer Schere Papier schneiden und so weiter getestet. Zum Abklären einer bukkofazialen Apraxie hat der Arzt die Möglichkeit, den Patienten zum Beispiel aufzufordern, die Wangen im Wechsel aufzublasen, am Strohhalm zu saugen, ein Streichholz auszublasen, mit seiner Zunge zu schnalzen oder zu pfeifen.

Differenzialdiagnose (Ausschluss weiterer Krankheiten)Zum eindeutigen Diagnostizieren hat der Arzt weitere Krankheiten auszuschließen, welche möglicherweise vergleichbare Auswirkungen haben, wie die Apraxie. Hierzu gehören beispielsweise Lähmungen von Rumpf-, Kopf-, Gesichts- und Mundbewegungen sowie die Wahrnehmungsstörung als Folge vom Schlaganfall, bei welche die eine Hälfte des eigenen Körpers oder der Umgebung keineswegs wahrgenommen wird (Neglect) und die Störung der Bewegungskoordination (Ataxie). Auch auszuschließen sind zum Beispiel Demenz sowie eine gestörte Sprachverständigung. Hierzu werden geeignete Untersuchungen und Test vorgenommen.

Das Behandeln dieser Apraxie stützt sich insbesondere auf ergotherapeutische Maßnahmen. Jedoch ist keineswegs jede Funktionsstörung zu behandeln – die Alltagsrelevanz dieser Symptome ist ausschlaggebend: Eine Störung von Bewegungsabläufen und Handlungen, welche den Betroffenen im täglichen Leben keineswegs oder fast nicht behindert, muss nicht behandelt werden. Das heißt, dass die Therapie einer Apraxie so genau wie möglich an die wirklichen Bedürfnisse des Betroffenen angepasst werden sollte.

Selbstbehandlung

Durch die Apraxie können die Patienten sehr in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt werden. Dies beeinträchtigt ebenso Identität und Selbstwertgefühl. Ein geduldiger, liebevoll unterstützender Umgang mit den Patienten ist dann wichtig für das Akzeptieren der Beeinträchtigung.

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